Es ist der 25. Mai 2020, kurz vor zehn Uhr, als auf dem Handydisplay von Lars Bucher* die Nummer eines Satellitentelefons erscheint. Bucher, 26, ist Programmierer. An diesem Tag hat er frei und betreut von seiner Wohnung in Zürich aus die Notfallnummer von Alarm Phone, einem Freiwilligen-Netzwerk, das Flüchtenden in Seenot hilft. Er hebt ab. Es ist laut im Hintergrund, so steht es später in den Anrufprotokollen, der Mann am anderen Ende der Leitung spricht gebrochenes Englisch.

Bucher: Hallo, hier ist Alarm Phone. Sind Sie in Seenot?
Stimme: Bitte, wir brauchen Hilfe. Menschen sterben, bitte, wir brauchen Hilfe.
Bucher: Okay, bitte geben Sie mir Ihre Position, Ihre Satellitenposition, GPS-Position.
Stimme: Bitte, Sie müssen kommen und uns retten. Wir wollen nicht sterben.
Bucher: Bitte, wir brauchen Ihre Satellitenposition! Das ist das Wichtigste, damit wir Ihnen helfen können.
Stimme: Okay, okay: N 33 20 173.
Bucher: N 33 20 173, okay. Und dann?
Stimme: E 013 42 018.